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Sei es nun Kitzeln des eigenen Egos oder die Bereitschaft, aus Kritik zu lernen – klar, ich lese als Autor die Auseinandersetzung von Kritikern und Zuschauern mit meinen Filmen.

Im Falle des ZDF/ARTE-Zweiteilers Peace’n’Pop reichte das Spektrum von Harald Kellers Urteil “mißlungen!!” aufgrund einer in seinen Augen unmöglichen Aufgabenstellung, die zu Unvollständigkeiten und Einseitigkeiten notwendig führe:

“Sinnvoll wäre gewesen, sich auf einen Sachverhalt zu konzentrieren und diesen gründlich zu bearbeiten. Stattdessen ging Christian Bettges in die Breite: In den beiden jeweils 53-minütigen Filmen kam nicht nur die Gegenkultur der USA zur Sprache, auch Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Nigeria wurden berücksichtigt. Kursorisch, wie bei einer Zeitspanne von 55 Jahren gar nicht anders möglich.”

in der Frankfurter Rundschau bis zu Jan Freitags Prädikat “Prunkstück des Sommerschwerpunkts”, veröffentlich u.a. bei Hamburg Mittendrin und im Neuen Deutschland:

“Sonntag zum Beispiel läuft ein Prunkstück des Sommerschwerpunkts, Christian Bettges sehenswerte Doku „Peace’n’Pop“, die ab 22 Uhr der Geschichte des Protestsongs im Jahrhundert der Stellvertreterkriege nachgeht.”

Dankeschön!

Jan Freitag widmete dem Zweiteiler auch auf seiner Website eine nicht minder erfreuliche Kritik und Analyse:

“(…) weil wahrer, ganzheitlicher, nicht nur militärischer, auch sozialer Frieden höchstens in der (zugegeben schönen) Fantasie existiert, hat Musik doch mehr mit Krieg zu tun, als vielen Künstlern lieb ist. Von dieser Schnittstelle handelt Christian Bettges‘ sehenswerte Analyse künstlerischer Ausdrucksformen in der Kakophonie menschlicher Spannungen jeder Art, die den Sommerschwerpunkt des Kulturkanals zum Thema Kultur & Kampf in rund 100 Minuten bündelt. (…)

 

Peace’n’Pop ist ein Lehrstück über Macht und Ohnmacht des Ungehorsams.”

René Martens setzte sich in zwei Texten mit Peace’n’Pop auseinander – in der taz sowie in der Medienkorrespondenz:

“Auch „Peace ‘n’ Pop“ wirkt manchmal etwas kurzatmig, jedenfalls geraten die Interview-Ausschnitte im zweiten Teil etwas kurz. Hier fühlt man sich aber im durchaus angenehmen Sinne überfordert, weil Bettges verschiedene popkulturelle Ausdrucksformen in den Blick nimmt. Vom Romanautor Alexis Jenni („Die französische Kunst des Krieges“) bis zum Kriegsfotografen Christoph Bangert, der erklärt, Kriegsbilder seien „immer auch automatisch Friedensbilder“, vom Comic-Zeichner Gerhard Seyfried bis zum Vietnamkriegsfilm-Experten Jan Distelmeyer, der als Professor für Geschichte und Theorie der technischen Medien an der Universität Potsdam lehrt – der Wechsel der Perspektiven ist anregend.”

RTV empfand, dass die “Kultsongs” zu kurz angespielt worden seien – es sei mir freundlichst gestattet, darauf hinzuweisen, dass das Thema des parallel entstandenen Give Peace A Chance von Birgit Herdlitschke war. Aber dennoch erwidere ich das “Peace, Brother!” sehr gerne!

DPA, Le Monde und TV Spielfilm zeigten sich freundlich und fassten die inhaltliche Akzentsetzung der beiden Filme zusammen; Christian Werthschulte in Süperflmmern (Funkhaus Europa) akzentuierte, was mir als Autor besonders wichtig war:

“Pop erhält so eine Qualität von Politik: Zusammentanzen, Musik aus der ganzen Welt hören und andere Fragen als im Politikbetrieb stellen. Die Künstler haben all dies verinnerlicht und erklären auch, warum es ihnen nicht immer leicht fällt, über Politik in ihrer Musik zu reden.”

These der Filme ist unter anderem, dass flugblattfähige Slogans, likable, snackable und plakativ, vielleicht gar nicht das Politische von Musik ausmachen – sondern vielmehr die Interaktion zwischen Musikern als gewaltfreies und kreatives Miteinander sowie die musikalischen Formen selbst; ebenso eine ggf. poetische, auch literarische Zugangsweise zur Welt. Da habe ich mich gefreut, dass ich nicht daran scheiterte, diesen Gedanken auch für Zuschauende verständlich zu machen. Selbst wenn einige der Interviewpartner, die in Peace’n’Pop zu sehen sind, in Distanz zu einem von Strategien und versteckten Interessen durchdrungenen Politikbetrieb das selbst gar nicht als politisch verstehen würden, was sie tun.

Stimme.de attestiert den Filmen interessante Thesen und subtile Montage und L’Humanité formuliert:

À travers des entretiens et des images d’archives, c’est une plongée passionnante dans l’histoire de la culture rebelle des années 1950 jusqu’à aujourd’hui.”

Insgesamt also – soweit online auffindbar – ein sehr freundliches und umfangreiches Echo, bei dem die Negativ-Resonanz kein Übergewicht erlangte. Was nicht heißt, dass sie weg zu wischen wäre.

Erfreulich auch die Zuschauer-Reaktionen bei Twitter in Deutschland und Frankreich, die überwiegend positiv ausfielen.

Im FC St. Pauli-Kosmos erfuhr der Zweiteiler ebenso Aufmerksamkeit – so im meistgelesenen Blog “St. Pauli Nu“, mit dessen Autor Erik Hauth ich zugegebenermaßen befreundet bin – auch der offizielle Vereinsaccount bei Twitter und Facebook des FC St. Pauli kündigte die Ausstrahlung vorher an. Danke!

Ebenso durfte ich HR1, RBB Eins und SR 2 Interviews geben vor Ausstrahlung – auch dafür einen herzlichen Dank! Hat Spaß gemacht, und schon die Fragestellungen waren sehr lehrreich.

Einfach so versendet hat sich Peace’n’Pop also nicht. Das freut den Autor!